Erkenntnis

Zum ewigen Vergessen ist er verdammt,
durch des Todesengels Kuss.
In frommen Schweigen fest gebannt,
macht er mit dem Leben schluss.

Der letzten Stunden klar Gedanken,
melancholisch vor die Augen treten.
Brechen nun des Mutes Schranken,
zum letzten Mal will er nun beten.

In flüsternd Stimme lobend Worte,
des Schöpfers Werke hoch gepriesen.
Verlangen nach des Himmels Pforte,
die kommend Welt beherzt genießen.

Doch Erinnerungen schwer bedrücken,
die so oft gequälte Seele.
Fallen in des Glückes rücken,
und so versiegt die dankend Kehle.

Erinnerungen werden wach,
an nie versiegtem Schmerze.
Es zeigt sich jetzt die große Schmach,
Dies zu verdrängen aus dem Herze.

Und mehr noch fällt ins Auge Licht,
so deutlich unverdrossen.
Glückseeligkeit nun ganz zerbricht,
des Himmels Pforte bleibt verschlossen.

Er neigt das Haupt zum Boden hin,
fällt auf die Knie in Tränen.
Verloren scheint der Glaube Sinn,
wird sich der Treue schämen.

Der stets beschritten Rosenweg,
des Lebens ewig frommer Pfad.
Im Geiste nun nicht mehr besteht,
befolgt nun seines Herzens Rat.

Er will nicht scheiden, durch Gottes Wille,
Ihm überkommt der Todesfrust.
Des Messers Schneid durchbricht die Stille,
durchstößt nun seine schmerzend Brust.

Autor/eingesandt von: Marcel Lange

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